Wohin mit all den bemalten Papierbögen, die nie zum vollwertigen Bild wurden, weil den Kindern nach ein paar Pinselstrichen etwas nicht gefiel oder die Lust ausging? Ziel dieser Aktion ist Kunstrecycling in seiner schönsten Form. Dazu legt die Ateliererzieherin bzw. der -erzieher all die Rest-Bilder oder auch Texte, die sich in den letzten Wochen und Monaten angesammelt haben, auf dem Boden aus und lädt die Kinder ein, nach schönen Stellen zu suchen.

Bananenblau PraxistippBananenblau Praxistipp

Jedes Kind erhält dazu ein Hilfsmittel, nämlich eine Art Passepartout aus einem Stück Pappe, in das ein postkarten- oder A4-großes Loch geschnitten wurde. Wird dieses über eines der Bilder geschoben, kommt es im mer wieder vor, dass sich zwischen all den Farbflecken plötzlich Landschaften oder Figuren zeigen: Ein bisher unbeachteter roter Farbklecks offenbart durch den Bildausschnitt plötzlich seine Schildkrötenform, andere Pinselstriche sehen wie Blumen oder Autos aus.

„Wer etwas findet, markiert das einfach mit einem Strich!“, erklärt die Ateliererzieherin, und bald fahren die Kinder mit dem Stift das Innere des Papprahmens nach, um anschließend das Bild entlang der Linie auszuschneiden. Das Ausschneiden kleiner Bereiche aus den großen Papieren produziert natürlich jede Menge Schnipsel – aber die sind gewünscht: Die Ateliererzieherin lädt die Kinder ein, große Schnipsel durch zufälliges Reißen und Zerschneiden weiter zu zerkleinern und dann unter den kleinen bunten Teilen wiederum auf Suche zu gehen – nach Bildfiguren oder Dingen, die die kleinen Landschaften bevölkern könnten. Das funktioniert gut: Hier ist eindeutig eine Palme, dort eine rote Sonne, hier eine Art Monster zu finden, das noch etwas zurecht gestutzt werden muss. Je mehr sich bei diesem Suchen und Auflegen der Schnipsel konkrete Bildthemen ergeben, desto gezielter suchen die Kinder auch nach Bildfiguren, die sie zur Vervollständigung ihres Bildes oder einem Fortsetzungsbild benötigen.

Stehen die Bildfiguren fest? Dann können Sie nun aufgeklebt und vielleicht noch mit einem schönen Rahmen versehen werden. Jedes Bild, so zufällig es auch entstanden ist, enthält eine Geschichte, die als willkommener Sprachanlass vorgestellt werden sollte.

Erkenntnisse
„Sieht aus wie…“ Beim Beobachten von Wolken erkennen wir plötzlich Figuren in den unklaren Formen. Für Kinder haben das Betrachten der Zufallsspuren auf den Bildern und ihr Verwenden als Bildfigur den Vorteil, dass sie in der Lage sind, Formen darzustellen, die sie noch nicht zeichnerisch widergeben können. Gleichzeitig lernen sie anhand dieser interpretierten Formen die charakteristische Form der Dinge genauer kennen: Aus „Sieht wie eine Rose aus!“ wird dann „So kann ich eine Rose malen!“