Die Garderobe kann für Eltern, Kinder und Erzieher zur Herausforderung werden. Zu den Stoßzeiten beim Bringen und Abholen ist es eng, laut und chaotisch. Ein Hausschuh ist weg, die Mütze des einen Kindes sitzt auf einmal auf einem anderen Kinderkopf und das Kind hat keine Lust, sich umzuziehen. Ein Tag in einer Kita enthält viele kleine Wechsel wie diese. Es ist wichtig, in den Mikroübergängen Nähe und Lernmöglichkeiten zu schaffen - auch, wenn es manchmal anstrengend sein mag.

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Nehmen wir als Beispiel die Garderobe. Hier gibt es viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren und das eigene Lernen zu entdecken. Durch Gespräche und einem Miteinander können sprachliche Begriffe und sprachliche Kompetenzen entwickelt werden. Die Feinmotorik, z. B. einen Knopf zuzuknöpfen oder einen Reißverschluss zu benutzen, kann jeden Tag trainiert werden. Die Selbstständigkeit und dadurch der Selbstwert erleben einen Aufschwung, wenn man zum ersten Mal entdeckt, dass man die Schuhe, über die man sich sonst immer so geärgert hat, selbst anziehen kann. Die sozialen Kompetenzen werden entwickelt, wenn man dazu aufgefordert wird, einem Freund zu helfen, der noch nicht mit seinem Reißverschluss umgehen kann. Die pädagogische Arbeit in der Garderobe trägt dazu bei, Kinder in ihrer Selbstständigkeit, ihrem Tatendrang und sozialem Bewusstsein zu unterstützen.

Das wird gebraucht

- eine Magnettafel
- Piktogramme oder Fotos von Kleidungsstücken
- kleine Hocker für die Erwachsenen, die so platziert sind, dass die Kinder um Hilfe bitten können

So geht’s

In der Garderobe hängt eine Magnettafel, dazu sind Piktogramme mit Kleidungsstücken für jede Wetterbedingung vorhanden. Die Erzieherin bringt, entsprechend der Umziehsituation, gemeinsam mit den Kindern die benötigten Kleidungsstücke in der Reihenfolge an, in der sie angezogen werden müssen. Dies bedeutet, dass z. B. im Winter erst der Pullover, dann der Schal, dann die Skihose, darauf die Schuhe und zum Schluss die Jacke, gefolgt von der Mütze angezogen werden. Dies muss in der entsprechenden Reihenfolge für die Kinder bildlich sichtbar sein. So lernen sie, sich selbstständig anzuziehen, und üben gleichzeitig die Kausalität der Reihenfolge. Eine Erzieherin sitzt in der Garderobe auf einem Stuhl bereit, unterstützt die Kinder und ermutigt sie zum selbstständigen Probieren. Auch bereits umgezogene Kinder können anderen Kindern beim Anziehen helfen. Die Kinder werden bald verstehen, dass man den Pullover nicht über die Jacke zieht und dass man die dicke Skihose nicht über die Schuhe  ezogen bekommt. So lernen sie, sich in richtiger Reihenfolge alleine anzuziehen. Dieser Lernerfolg macht die Kinder stolz und erleichtert die Arbeit von Erziehern und Eltern.

Das lernen die Kinder

- Die Reihenfolge, in der die Kleidung angezogen werden muss
- Sich selbstständig anzuziehen
- Anderen zu helfen
- Feinmotorik, z. B. beim Schließen der Jacke mit Knöpfen oder Reißverschlüssen

Darauf achten

- Die Anziehliste mit den Kindern besprechen
- Erklären und zeigen, warum eine gewisse Reihenfolge beim Anziehen notwendig ist
- Kinder ermutigen, sich selbstständig anzuziehen und sich gegenseitig zu helfen