Fragt man Kinder nach den Gründen, warum sie gerne malen und bauen, kommen selten Antworten, die zu einem erwachsenen Kunstbegriff passen. Kinder malen, matschen, formen und bauen in der Regel aus zwei, drei Gründen: Es macht Freude, mit den Materialien zu hantieren, sie vielleicht auch beim Bearbeiten sinnlich zu erfahren. Das Malen und Bauen ermöglicht Kindern, ihre inneren Bilder, ihre Vorstellungen, ihre Gedanken betracht- und sichtbar zu machen.

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Kreativität braucht die richtigen Voraussetzungen

„Malt mal, was euch einfällt!“ ist kein guter Kreativimpuls. Um sie auf kreative Ideen zu bringen, müssen wir Kinder im Atelier mit vielen Sinnen anregen: Geschichten vorlesen, Bilder zeigen, Musik vorspielen. Sie in Büchern stöbern und erzählen lassen, sie zum Spielen anregen und ihre Ideen einbinden.

„So, jetzt fängt aber bitte jedes Kind an!“ – auch das gefährdet mitunter kreative Prozesse. Bei kreativen Aufgabestellungen im Atelier muss es möglich sein, sich Zeit zu lassen, wenn man noch nicht den guten Einfall gehabt hat. Vielen Kindern tut es auch gut, einfache Hilfstätigkeiten im Atelier auszuführen, um unbewusst ihre Idee reifen zu lassen: „Wer noch nicht genau weiß, was er malen will, kann mir beim Farben anrühren helfen!“

„So geht das nicht!“ passt nicht zur Kreativität im Atelier. Es ist generell nicht gut, wenn wir schon eine konkrete Vorstellung vom Ergebnis unseres künstlerischen Angebots im Kopf haben. Angebote im Atelier sollten immer offenen Charakter haben, sollten den Kindern Impulse geben, was man machen könnte. Und gerade in Auswertungsrunden müssen wir vermeiden, dass die Kinder das Gefühl haben, einzelne Arbeiten seien besser, richtiger oder eher am gewünschten Vorbild der Ateliererzieherin/des Ateliererziehers.

Zwei Beispiele aus dem Kita-Alltag

Mama mit langen Haaren

Material
großformatiges Papier, 70 x 100 cm
Zeichenkohle
Pastellkreiden in drei Farben
Schwamm zum Verwischen der Farbe
Fixativ zum nachträglichen Fixieren von Kohle- und Kreidestaub

Aktionsplatz
Boden, abgeklebt

Erst sind es einfache Striche mit der Pastellkreide, mit der die fünfjährige Nina ihr großformatiges Blatt zu erobern beginnt und zuerst das Gesicht gestaltet. Nina stattet dann ihre gezeichnete Figur aus – mit hochhackigen Schuhen, einer karierten Hose und einer Art Tütü-Kleid. Um dieses Kleid bunt auszumalen, nutzt Nina die ihr bekannte Fülltechnik, die Kreide längs über das Bild zu streichen und mit Handballen oder Schwamm nachzuwischen.

Der Clou des Bildes kommt am Schluss: Endlos lange schwarze Haare aus dicken Kohlestrichen, für die Nina die ganze Weite des großen Papierbogens nutzen kann. So lang werden die Haare, dass sie an der Unterseite des Blattes in weiten Schleifen auf dem Boden zu liegen scheinen.

Eine Collage, so groß wie wir alle

Material
weißes Papier von der Rolle, etwa 150 x 200 cm
Transparentpapier und Schnittreste
Kreppapier auf Rolle, in etwa 5 cm breite Streifen vorgeschnitten
Klebestifte
Kleister in flachen

Aktionsplatz
Fußbodenfläche mit reichlich Laufplatz um das Papier herum

Jeder malt immer sein Bild. „Können wir nicht auch ein Riesenbild zusammen machen?“, wollen die Kinder wissen. Die Ateliererzieherin schlägt vor, ein Riesenbild mit der Collage-Technik zu füllen und legt dafür um ein aus mehreren Posterformaten zusammengeklebtes, großformatiges Papier viele Rollen farbiger Folien, Krepp- und Glanzpapier bereit, dazu noch Klebestifte sowie flache Becher mit Kleister und Pinsel. Am Anfang sitzen die Kinder etwas scheu um das Papier herum, scheinen durch dessen Größe fast abgeschreckt zu sein, aber die Ateliererzieherin schlägt vor, doch zunächst einmal in einzelnen kleinen Ecken anzufangen. Der erste schneidet los: ein Fisch und bald eine Wellenlinie besiedeln das Blatt und schon steigen die anderen Kinder ein. Es ist wie bei vielen Ateliervorhaben: Beim Tun entstehen immer neue Ideen, mit welcher Technik man das Bild füllen könnte und was es zeigen soll.